Das Wetter meinte es heute spannend mit uns: morgens noch so grau wie ein IKEA-Kleiderschrank, gegen Mittag dann plötzlich sommerlich wie im Werbeprospekt. Perfektes Timing also, um mit unserem ÖPNV-Tagesticket kreuz und quer durch Stockholm zu düsen – quasi einmal quer durchs U-Bahn-Universum.
Die Metrostationen hier sind echte Kunstwerke. Manche sehen aus wie bunte Höhlenmalereien, andere wie moderne Galerien, nur dass man dort statt Weinchen und Käsehäppchen die Pendler mit Coffee-to-go findet. Einige Bahnhöfe gehen gleich über vier oder fünf Etagen – da braucht man fast ein Navi oder einen Sherpa, um wieder ans Tageslicht zu kommen. Wir haben uns also brav an den ausgehängten Plänen orientiert, auch wenn man dabei ein bisschen so aussieht, als würde man gerade versuchen, die geheimen Codes einer Schatzkarte zu entziffern.
Und dann, mitten in der Stadt: Trommelwirbel, Hufgeklapper! Wir hatten das Glück, die königliche Reiterstaffel zu sehen – vermutlich auf dem Weg zum Wachwechsel am Schloss. Ein Anblick wie aus einem Historienfilm, nur dass man selbst in Shorts und mit Kamera in der Hand etwas weniger majestätisch daneben wirkte.







Unsere Tour führte uns heute auch zu einer der absoluten Promi-Sehenswürdigkeiten Stockholms – der Vasa. Nein, nicht das Knäckebrot, sondern ein schwedisches Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert, das damals während des 30-jährigen Krieges gebaut wurde. Leider hatte es wohl mehr „Design by Drama“ als „Design by Ingenieur“ – denn schon bei der Jungfernfahrt machte das Schiff einen Bauchklatscher in die Ostsee und versank direkt in der Hafeneinfahrt. Ein bisschen so, als würde man sein neues Auto beim Losfahren direkt gegen die Garagenwand setzen.
Dort lag die Vasa dann schlappe 333 Jahre in 30 Metern Tiefe, bis man sie wieder entdeckte und aus dem Wasser holte. Und was soll man sagen: sie hat sich ziemlich gut gehalten. Ganze 98 % der Originalteile sind noch vorhanden – was vermutlich mehr ist, als bei manchen heutigen IKEA-Regalen nach dem ersten Umzug.
Besonders beeindruckend sind die vielen Verzierungen: über 700 Schnitzereien, ursprünglich alle bunt bemalt und von einem deutschen Künstler gefertigt. Damals also quasi „Made in Germany“ – nur eben mit leichtem Konstruktionsfehler.
Im Museum kann man heute stundenlang über das riesige Schiff staunen. Etwa zwei Stunden sollte man sich dafür locker Zeit nehmen. Und wenn man davor stand, hatte man fast das Gefühl, die Vasa würde jeden Moment nochmal ablegen – hoffentlich diesmal mit etwas mehr Balance.





Nach so viel Seefahrtsgeschichte meldete sich unser Magen, und wir gönnten uns leckere Dumplings mit verschiedenen Füllungen – so etwas wie die asiatischen Cousins der schwäbischen Maultaschen. Mit gestärktem Bauch setzten wir unsere Tour durch die Stadt fort.
Entlang der vielen Kanäle, die sich zwischen den Stockholmer Inseln ziehen, kamen wir immer wieder an prächtigen Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert vorbei: Kirchen, kleine Schlösser, alte Kaufmannshäuser. Und das alles eingebettet in diese Mischung aus Wasser, Brücken und Inseln – Stockholm ist wirklich wie ein Freilichtmuseum mit Linienbusanschluss.




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